Das Klimahotel

Das „World House“ in Wetten ist unabhängig von der Energieversorgung. Das Hotel produziert sogar oft mehr Strom, als im Haus verbraucht wird.

Die aktuelle Energiebilanz konnte die SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Hendricks auf einem Display ganz einfach zu sehen: „Eigenstrom 100 Prozent, autark“ war auf der Anzeige abzulesen. Damit nicht genug: In diesem Moment speiste die Anlage sogar doppelt so viel Strom in das Netz ein, wie das Gebäude verbrauchte.

Die Politikerin zeigte sich angetan von dem Energiekonzept, mit dem die Energiegenossenschaft Niederrhein das „World House“ in Wetten unabhängig vom Netz gemacht hat. „Vor allem, weil dieses Beispiel zeigt, dass auch Bestandsgebäude energieneutral umgebaut werden können“, sagte sie. Denn das Hotel in Wetten ist sicher kein Gebäude, das in früheren Jahren besonders energiebewusst angelegt worden ist. Die Anlage war früher ein Kloster, stand dann lange leer, bevor Inhaberin Thera van Osch das Objekt übernahm und zum Hotel umbaute.

Energiegenossenschaft Niederrhein Ziel der Energiegenossenschaft ist laut Satzung die Errichtung und Unterhaltung von Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien, insbesondere Photovoltaikanlagen, auch der Erwerb und Betrieb bereits bestehender Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien, wozu auch die dezentrale Energieerzeugung durch Wind, Biogas, Geothermie und Wasser gehört.
Von Anfang an habe man ein nachhaltiges Konzept verfolgt. Daher sei klar gewesen, dass man sich irgendwann von der Ölheizung im Hause verabschieden würde. Der Kontakt mit der Energiegenossenschaft sei ein Glücksfall gewesen. Ein Glücksfall, von dem beide Seiten profitiert hätten, wie Thera van Osch erläuterte. Heute wird das Hotel per Blockheizkraftwerk und Solaranlage mit Energie versorgt. Zudem gibt es eine Speicheranlage für Energie. Die Abwärme vom Blockheizkraftwerk wird als Heizwärme und für die Warmwasseraufbereitung genutzt.

Für die Anlage zahlt das „World House“ Pacht an die Energiegenossenschaft, die das Projekt finanziert und realisiert hat. „Die Kosten früher waren viel höher, die Pacht ist spürbar geringer als unsere bisherigen Energiekosten“, berichtet die Inhaberin. Im Gegenzug ist das „World House“ auch ein Glücksfall für die Energiegenossenschaft. Denn es ist ein Projekt, mit dem die Genossenschaft zeigen kann, was auf dem Energiemarkt möglich ist.

Für Barbara Hendricks ist das Projekt auch ein Paradebeispiel dafür, was in Privathäusern auf dem Energiemarkt möglich ist. Gerade am Niederrhein würden viele Menschen über Eigentum verfügen und hätten damit auch die Möglichkeit, Strom zu erzeugen. „Wir sollten uns keine Sorgen machen, dass es zu wenig Strom gibt, um die E-Autos zu versorgen.“ Das sei inzwischen dezentral zuhause möglich, indem die Leute Energie in Batterien in der Garage speichern. Die frühere Umweltministerin war sichtlich angetan von dem Projekt, dem noch weitere folgen sollen, wie Franz-Josef Schraven vom Vorstand der Energiegenossenschaft erläuterte.

So sei die Gesellschaft bereits in konkreten Gesprächen mit Interessenten, solche Energiekonzepte auch auf anderen Gebäuden einzusetzen. Gerade bei öffentlichen Gebäuden gebe es hier noch einen riesigen Nachholbedarf, meinte Vorstandskollege Rainer Elschen. „Das Projekt hier ist ein Musterbeispiel dafür, wie wir dem Klimawandel ein Schnippchen schlagen können.“ Es sei hier ein Ruck bei der öffentlichen Hand nötig, um so etwas auf breitere Beine zu stellen.

Für Thera van Osch ist das „World House“ ein Beispiel dafür, wie man die Vergangenheit bewahren und gleichzeitig die Zukunft im Blick haben kann. Denn auf der einen Seite hat das Hotel auf moderne regenerative Energie gesetzt und auf der anderen das religiöse Erbe der Schwestern weitergeführt. Denn die Grotte mit Marienfigur gehört ebenso noch zum Hotel wie der Kreuzweg.

Quelle: rp-online.de